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summary handcuffs rest of world
Country: Australia
Manufacturer: Ian McColl
Model: Guiteau Handcuff
Material: blank steel
Weight: 818g
"Some cuffs are designed to be user friendly but others are not. This cuff is one of the latter."
So lautet ein Zitat aus dem Handbuch, das Ian McColl diesem Paar Handschellen mitliefert. Und es ist
in der Tat so, es ist die am umständlichsten zu bedienende Handschelle aus meiner ganzen Sammlung.
Selbst die "Boar War" Plug Eight ist noch einfacher zu bedienen und Darbys sind dagegen
spielend leicht und blitzschnell zu bedienen.
Diese Handschellen sind nach Charles J. Guiteau benannt, der am 2.7.1881 den Presidenten James A. Garfield
erschoß. Er wurde in diesen Schellen am 30.6.1882 hingerichtet. Houdini hat diesen Handschellen den
heutigen Namen gegeben, nachdem er sich am 7.1.1906 aus der Zelle im Washington Jail, in der auch Guiteau
gesessen hat, und aus eben diesen Handschellen befreit hat. Es gibt heute noch drei, evtl. vier Originale,
davon ist eines nicht mehr funktionsfähig. Mein Exemplar ist eine originalgetreue Nachbildung von
Ian McColl.
Das Schlo0 hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Plug Eight. Im Schloßkörper befindet sich ein Einsatz,
der auf der Unterseite ein Innengewinde hat, daß mit dem kurzen Gewindebolzen des Bügels verschraubt wird.
Auf der Oberseite des Einsatzes, im Inneren des Schloßkörpers, befindet sich ebenfalls ein Gewindebolzen
mit Außengewinde, der fester Bestandteil des Einsatzes ist. Eine Besonderheit der Guiteau Handschelle ist,
daß es zwei verschiedene Schlüssel gibt: einer besteht aus einem Rohr mit Innengewinde, passend zum
Gewindebolzen des Einsatzes, diese Rohr ist an beiden Enden offen und hat oben einen Griff. Der zweite
Schlüssel ist wie eine normale Flügelschraube mit Außengewinde, passend zum ersten Schlüssel und somit
das gleiche Gewinde wie der Gewindebolzen des Einsatzes. Alle Gewinde, auch das für den Bügel, sind
Rechtsgewinde.
Zum Schließen wird nur der erste Schlüssel benötigt. Man schließt den Bügel und schraubt den ersten Schlüssel
auf den Einsatz und mit weiterer Rechtsdrehung den Einsatz auf den Bügel, wodurch dieser verschlossen wird.
Anschließend schraubt man den Schlüssel linksherum wieder heraus. Die Idee ist, daß das größere Gewinde, mit
dem der Bügel verschlossen wird, mehr Reibung hat und so beim Herausschrauben des Schlüssels der Einsatz
mit dem Bügel verschraubt bleibt.
Zum Öffnen braucht man beide Schlüssel. Zuerst wird der erste Schlüssel (das Rohr mit Innengewinde) auf den
Einsatz geschraubt, bis er leicht anschlägt. Auf keinen Fall aber fest anziehen! Danach den zweiten Schlüssel
in den ersten hineinschrauben, bis er anschlägt und dann etwas fester anziehen. So sind der Einsatz und der
zweite Schlüssel im Innengewinde des ersten Schlüssels gekontert, also fest gegeneinander verschraubt. Dadurch
ist die Reibung zwischen den Schlüsseln und dem Einsatz viel größer und nun kann man den Einsatz vom Bügel
losschrauben und die Schelle öffnen. Dazu faßt man nur den Griff des ersten Schlüssels an, der zweite dreht
sich dabei mit. Wenn die Schelle offen ist, löst man die Schlüssel voneinander, indem man den ersten
festhält und den zweiten linksherum herausschraubt. Anschließend kann man den ersten Schlüssel vom Einsatz
herunterschrauben.
Leider funktioniert die Sache nicht ganz so glatt wie beschrieben, die Reibungskräfte sind nicht so eindeutig
definiert, so daß sich z.B. beim Schließen während des Herausdrehens des ersten Schlüssels auch der Einsatz
wieder etwas lockert. Auf keinen Fall sollte man aber beim Schließen den Einsatz richtig fest anziehen,
dann kann es extrem schwierig werden, die Schelle wieder zu öffnen. Ebenso ist es eine ziemliche Fummelei,
nach dem Öffnen den ersten Schlüssel vom Einsatz herunter zu schrauben, da sich der Einsatz dann
mitdreht.
Im Lieferzustand war bei einer Schelle der Einsatz ziemlich fest angeschraubt, außerdem war er im Schloßkörper
seitlich etwas versetzt, so daß ich den ersten Schlüssel gar nicht aufschrauben konnte. erst durch leichte,
seitliche Schläge mit dem Griff eines Schraubendrehers auf den Bügel konnten ich den Eisatz lockern und
mit weiteren leichten Schlägen auf den Bügel mit nach unten gehaltenem Schlüsselloch löste sich der Einsatz
so weit, daß ich dann den ersten Schlüssel aufschrauben konnte.
Das zeigt auch eine Möglichkeit, wie Houdini diese Schellen öffnen konnte. schlägt man noch viel länger
auf den Bügel mit nach unten gehaltenem Schlüsselloch, geht die Schelle evtl. irgendwann auch ganz auf.
Ich vermute aber eher, daß er ein passendes Rohrstück hatte, Außendurchmesser wie der erste Schlüssel und
innen eine konische Bohrung. Am Anfang so weit wie der Außendurchmesser des Gewindes und nach innen immer
enger werdend. Nachdem der Einsatz etwas gelockert ist (das ist er normalerweise sowieso, sonst muß man
mit seitlichen Schlägen auf den Bügel nachhelfen), wird das Rohr auf das Gewinde kräftig aufgesteckt.
Dadurch verkeilt sich das Gewinde mit dem Rohr und man kann den Einsatz herausschrauben. Schwierig ist
dann das Entfernen des Rohres, wenn die Schelle offen ist. man muß es mit ziemlicher Kraft wieder
herunterziehen, was für das Gewinde des Einsatzes auch nicht gerade gut ist. Für eine einmalige
Vorführung ist das aber sicher praktikabel.
Übrigens ist dieses hier die einzige Handschelle, die mit einem 6-seitigem Handbuch geliefert wird, dort
findet man einige Informationen zum geschichtlichen Hintergrund, eine Beschreibung des Schlosses und
eine Anleitung, wie man die Schelle öffnet und schließt.