main page
Ich hatte bei Ebay recht günstig diesen "Rosthaufen" antiker Fußschellen ersteigert.
Allerdings war kein Schlüssel dabei. Die sahen wie auf dem folgenden Bild aus:
Die erste Aufgabe war, die Schellen zu öffnen, also die Schlösser zu picken.
Bei der Auktion waren auch Bilder von baugleichen Schellen im geöffneten Zustand
dabei (mit Schlüssel kosteten die dann 600 Euro), so daß ich wußte, wie
sie funktionieren und wie ich an die Sache heran gehen müßte. Es sind pro Schelle
vier Spreizfedern, die sich im Schloß verkeilen, die müssen alle gleichzeitig vom
Schlüssel weggedrückt werden, um die Schelle zu öffnen. Als "Pickwerkzeug"
konnte ich allerdings nicht die üblichen Werkzeuge nehmen, das Schloß ist riesig.
Stattdessen pickte ich mit Schraubenziehern und Imbusschlüsseln (als
"Hookwerkzeug"). Nur extrem widerwillig ließen sich die Schellen öffnen,
der Rost hat sie regelrecht festfressen lassen:
Während das äußere noch ganz passabel aussieht (Patina, aber auch Rost...),
waren die Innereien der Schlösser in einem desolaten Zustand:
Auch nach einem langen Tauchbad in HEDP60 sahen die Spreizfedern nicht viel besser
aus, ich mußte die mühsam glattscheifen, damit überhaupt eine Chance besteht, die
Schlösser wieder funktionsfähig zu bekommen. Leider haben sich dabei zwei Federn
gelöst, eine fehlte schon ursprünglich an einer Schelle, so daß jetzt an einer
Schelle noch drei und an der anderen noch zwei Federn vorhanden sind.
Nun mußte ich einen neuen Schlüssel anfertigen. Einen passenden Rohling kann man
aber in keinem Schlüsseldienst mehr finden, das Rohr des Schlüssels muß einen
Durchmesser von 12mm (!) haben, der Bart im Rohzustand ist etwa 20mm*30mm groß.
Also habe ich eine lange M12 Maschinenschraube genommen und davon den Teil verwendet,
auf dem kein Gewinde eingeschnitten ist. Einen Längsschlitz habe ich für den Bart
eingefräst, am anderen Ende einen kleinen Schlitz quer für den Griff (Schlüsselreide).
Für den Bart habe ich ein Stück 3mm-Blech ausgesägt.
Der Bart wurde in den Schlitz eingesetzt und festgeschweißt, ebenso habe ich einen
Ring am anderen Ende festgeschweißt. Damit war der Schlüsselrohling fertig und ich
konnte mit dem Bearbeiten des Schlüsselbartes beginnen, um ihn passend zu machen.
Nach etlichen Einpaßversuchen funktionierte endlich der Schlüssel und die Fußschellen
sind wieder funktionsfähig. Zum Aufschließen Schlüssel reinstecken und mit viel Gefühl,
aber auch recht viel Kraft drehen, bis die Federn das Schloß freigeben:
Hier die Spreizfedern, man sieht, die Oberflächen sind jetzt glatter, so daß der
Schlüssel die jetzt wegdrücken kann, ganz glatt konnte ich die nicht machen, sonst
wäre von den Federn nichts mehr übrig geblieben...
Hier noch einmal der fertige Schlüssel, zum Vergleich ein Standardhandschellenschlüssel,
damit man eine Vorstellung von der Größe hat:
Zum Schluß noch ein Vergleich der Fußschellen mit den ebenfalls nicht gerade
zierlichen chinesischen Fußschellen und einer AHC L-100: