Andys Handcuff Collection

Restoration Leg Irons 1861

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Ich hatte bei Ebay recht günstig diesen "Rosthaufen" antiker Fußschellen ersteigert. Allerdings war kein Schlüssel dabei. Die sahen wie auf dem folgenden Bild aus:

original closed

Die erste Aufgabe war, die Schellen zu öffnen, also die Schlösser zu picken. Bei der Auktion waren auch Bilder von baugleichen Schellen im geöffneten Zustand dabei (mit Schlüssel kosteten die dann 600 Euro), so daß ich wußte, wie sie funktionieren und wie ich an die Sache heran gehen müßte. Es sind pro Schelle vier Spreizfedern, die sich im Schloß verkeilen, die müssen alle gleichzeitig vom Schlüssel weggedrückt werden, um die Schelle zu öffnen. Als "Pickwerkzeug" konnte ich allerdings nicht die üblichen Werkzeuge nehmen, das Schloß ist riesig. Stattdessen pickte ich mit Schraubenziehern und Imbusschlüsseln (als "Hookwerkzeug"). Nur extrem widerwillig ließen sich die Schellen öffnen, der Rost hat sie regelrecht festfressen lassen:

original open

Während das äußere noch ganz passabel aussieht (Patina, aber auch Rost...), waren die Innereien der Schlösser in einem desolaten Zustand:

rust springs

Auch nach einem langen Tauchbad in HEDP60 sahen die Spreizfedern nicht viel besser aus, ich mußte die mühsam glattscheifen, damit überhaupt eine Chance besteht, die Schlösser wieder funktionsfähig zu bekommen. Leider haben sich dabei zwei Federn gelöst, eine fehlte schon ursprünglich an einer Schelle, so daß jetzt an einer Schelle noch drei und an der anderen noch zwei Federn vorhanden sind.

Nun mußte ich einen neuen Schlüssel anfertigen. Einen passenden Rohling kann man aber in keinem Schlüsseldienst mehr finden, das Rohr des Schlüssels muß einen Durchmesser von 12mm (!) haben, der Bart im Rohzustand ist etwa 20mm*30mm groß. Also habe ich eine lange M12 Maschinenschraube genommen und davon den Teil verwendet, auf dem kein Gewinde eingeschnitten ist. Einen Längsschlitz habe ich für den Bart eingefräst, am anderen Ende einen kleinen Schlitz quer für den Griff (Schlüsselreide). Für den Bart habe ich ein Stück 3mm-Blech ausgesägt.

key making

Der Bart wurde in den Schlitz eingesetzt und festgeschweißt, ebenso habe ich einen Ring am anderen Ende festgeschweißt. Damit war der Schlüsselrohling fertig und ich konnte mit dem Bearbeiten des Schlüsselbartes beginnen, um ihn passend zu machen.

Nach etlichen Einpaßversuchen funktionierte endlich der Schlüssel und die Fußschellen sind wieder funktionsfähig. Zum Aufschließen Schlüssel reinstecken und mit viel Gefühl, aber auch recht viel Kraft drehen, bis die Federn das Schloß freigeben:

3 insert key

2 opening

Hier die Spreizfedern, man sieht, die Oberflächen sind jetzt glatter, so daß der Schlüssel die jetzt wegdrücken kann, ganz glatt konnte ich die nicht machen, sonst wäre von den Federn nichts mehr übrig geblieben...

4 locking springs

Hier noch einmal der fertige Schlüssel, zum Vergleich ein Standardhandschellenschlüssel, damit man eine Vorstellung von der Größe hat:

5 key

Zum Schluß noch ein Vergleich der Fußschellen mit den ebenfalls nicht gerade zierlichen chinesischen Fußschellen und einer AHC L-100:

compare